Was bisher geschah…

Wow! Zwei Jahre. Zwei Jahre lang habe ich hier nichts mehr geschrieben. Erst kam es schleichend. Ein Posting darüber, dass ich seltener zum Schreiben komme. Welch Ironie. Verschollen im Vollzeit-Tunnel hieß der Text. Ein Lebenszeichen, das nun auch schon so lange her ist. Dann hab ich die Seite auf privat gestellt. Ich wollte nicht, dass mein Blog-Baby hier so einsam und verlassen im Netz herumsteht. Wie ein Mahnmal der Nachlässigkeit. Eine vernachlässigte Freundin, der man schon so lange keine Beachtung geschenkt hat, dass man sich schämt, dass es sie überhaupt gibt, weil man selbst die Bezeichnung „Freundin“ schon lange nicht mehr verdient hat.

Bloggerin. Das war ich plötzlich nicht mehr. Es gab einfach im realen Leben viel zu viel zu tun. Social Media wurde mir irgendwann zu viel. Anfangs fand ich den Austausch und Input noch spannend und beflügelnd. Später dann wurde Twitter für mich wie ein schwarzes Loch. Das Leben der Anderen zu beobachten, in den Alltag von Menschen so krass einzutauchen, obwohl man diese nicht kennt, das war irgendwann sehr befremdlich. Und vor allem war es für mich eins: ein absoluter Zeitfresser.

Tja und dann war das eigene Leben auch irgendwie so viel wichtiger. Spoileralarm: Ich wurde erneut schwanger! Yippie! Und musste nun Morgenübelkeit mit Vollzeitberufstätigkeit unter einen Hut bringen. Und seit April 2018 ist unsere zweite Tochter da! Ein Wirbelwind. So anders und doch ihrer Schwester so ähnlich. Der Hammer! Die Elternzeit von 16 Monaten ging so wahnsinnig schnell vorbei, dass es mir jetzt schon wieder so weit weg vorkommt. Und jetzt: Berufstätig mit zwei Kita-Kindern und stets am Limit mit Themen wie Vereinbarkeit, Schlafmangel und den 1000 Bällen, die man gleichzeitig in der Luft halten muss. Der tägliche Wahnsinn eben.

Und nu? To blog or not to blog ist hier die Frage! Das Schreiben habe ich immer vermisst. Den Trubel rund ums Bloggen nicht. Deswegen gibt es vielleicht eine Muddi light. Ich versuche es mal. Vielleicht sind ja ein paar von Euch noch an Bord.

Corona-Alltag: Das große Danach

Vor exakt drei Monaten habe ich in unserer Kita angerufen, um Bescheid zu sagen, dass die Große erkältet ist, die Kinder beide daheim bleiben und ihr Geburtstagsfrühstück in der Gruppe leider ausfallen muss. Unser Erzieher sagte mir damals nur: Ihr solltet vielleicht noch eure Sachen aus der Garderobe abholen, denn ich denke, dass ab Montag die Kitas geschlossen werden und sobald auch nicht wieder aufmachen. Und so war es. Lockdown. Shutdown. Wie auch immer. Hätte mir damals jemand gesagt, wie lange die Kita-Schließung dauert, wäre ich wahrscheinlich direkt in Tränen ausgebrochen. Aber wem erzähle ich das. Millionen Eltern auf dieser Welt kennen das Gefühl.

Was für eine merkwürdige Zeit liegt hinter uns. Am Anfang fühlte es sich an, wie in einem schlechten Film. Für die meisten Eltern entwickelte sich der Plot aber schnell zum Horrorfilm: Die Angst vor dem Virus wich schnell dem Gefühl der Ohnmacht. Wie kriege wir das als Familie nur hin? Arbeiten ohne Kinderbetreuung. Ohne die Hilfe der Großeltern oder Nachbarn.

Isolationshaft im Homeoffice

Da mein Mann und ich in der Nachrichtenbranche tätig sind, stand nun auch eher mehr als weniger Arbeit an. Da wir beide fast Vollzeit arbeiten, kamen harte Wochen auf uns zu. Acht um genau zu sein. Acht Wochen lang haben wir im Wechsel oder teilweise gleichzeitig im Homeoffice mit 30-40 Stunden gearbeitet, während unsere beiden Kinder (2 & 6) daheim waren. Und da wir uns auch acht Wochen lang super strikt an alle Regeln gehalten haben, waren die Kinder tatsächlich immer bei uns. Keine Verabredungen, keine Großeltern, keine anderen Kinder. Isolationshaft im Homeoffice der Eltern, nenne ich es liebevoll.

Und das sah dann ungefähr so aus: „Ich hab in 5 Minuten eine Videokonferenz mit der Geschäftsführung kannst du bitte die Kinder beschäftigen in der Zeit?“. Er: „Ich muss drei Aufsager für die nächste Nachrichtensendung produzieren. Ich kann nicht!“ Leben am Limit. Das Ergebnis: Kinder, die den ganzen Tag von einem Raum in den nächsten geschickt werden. „Später. Gleich. Jetzt nicht!“ Das waren wohl die Wörter, die sie am häufigsten gehört haben in dieser Zeit. Nicht schön. Für niemanden.

Schreie im Podcast

So kommt es dann zu schreienden Kindern, die mit Fäusten gegen die Balkontür hämmern, während Mama sich auf den Balkon ausgesperrt hat, um kurz mit der Personalchefin zu telefonieren. Aus diesem Grund zieren auch die Schreie unserer jüngsten Tochter den Abspann eines Podcasts, den mein Mann auf dem Flur produzieren musste, weil er irgendwie eine gute Akustik und die Flucht vor den Kindern vereinbaren musste. Dazwischen gab es gefühlt eine Million Nervenzusammenbrüche, Fluchereien und Heulkrämpfe – und ich rede dabei nicht nur von den Kindern. Das macht mich alles nicht stolz. Nach diesen acht extrem harten Wochen hatten wir erst einmal Urlaub und mit dem Rückgang der Infektionszahlen haben wir ab Woche zehn die Notbetreuung in Anspruch genommen. Länger hätte ich es so auch nicht mehr ausgehalten.

Dennoch bin ich stolz auf uns. Auf unsere Familie. Wir haben es hingekriegt unter wirklich ätzenden Bedingungen. Denn zwischen all dem Drama haben wir natürlich auch schöne Momente erlebt. Ein regnerischer Morgen im Wald zum Beispiel, der dadurch gekrönt wurde, dass ich auf dem Weg nach Hause beim Sprung in den Supermarkt tatsächlich die letzte Packung Klopapier bekommen habe. Wir saßen alle vier im Auto und es regnete wie aus Eimern und als ich die Klopapierrollen wie eine Trophäe in die Luft gestreckt habe, waren wir alle euphorisiert, haben gelacht und geklatscht. Sogar die Zweijährige. Wegen Klopapier. Wer hätte das jemals vermutet. Oder die Radtouren zur Kita am Abend. Unser kleines Corona-Ritual: Einmal gucken und der Kita „Hallo“ sagen. Hinzu kommen viele Stunden im Garten. Unsere kleine Enklave. Nur wir. Und das „nur wir“ ist auch tatsächlich die größte Erkenntnis, die ich aus dieser bisherigen Zeit ziehe: Was wirklich zählt ist die Familie. Die Kinder. Vermisst habe ich allerdings die Umarmungen mit den Großeltern. Den Besuch der Geschwister und Tanten, Onkels, Neffen und Nichten der Kinder. Freunde. Shopping komischerweise gar nicht und volle Straßen und Innenstädte auch nicht.

Corona-Steinzeit

Das Rollenbild in unserer Familie wurde übrigens durch Corona nicht in die Steinzeit katapultiert. Wir haben uns alles 50/50 aufgeteilt und möglicht gemacht haben das auch unsere Arbeitgeber. Die ich an dieser Stelle wirklich mal loben muss. Mein Mann durfte seine Radiobeträge im Homeoffice produzieren, damit ich ins Büro fahren oder eben wie die meiste Zeit auch im Homeoffice arbeiten konnte. Geklappt hat das ja nicht immer so gut. Schließlich sind da ja noch die Kinder gewesen. Aber von uns Eltern hat niemand den kürzeren gezogen oder musste sich alleine kümmern. Das sieht ja leider in vielen Familien und Unternehmen anders aus.

Was bleibt ist aber auch Unmut. Über die Politik im Umgang mit Eltern und Familien. Über die fehlende Unterstützung – auch durch Kitas, die wenig informieren. Aber auch Wut über die mangelnde Perspektive, wie es weiter geht. Unsere älteste Tochter kommt im Sommer in die Schule. Wir wissen noch nichts dazu. Und eines was am allermeisten wütend macht: Dass Kinder offensichtlich keine Lobby haben. Shopping, Fußball, Friseurtermine, Restaurantbesuche – das alles hatte Vorrang.

Maskenpflicht im Kaufladen

Meine bisherige Corona-Bilanz ist somit sehr durchmischt. Und man muss dazu sagen: Es ist ja noch nicht vorbei. Wie wird das Leben danach also sein? Gibt es überhaupt ein Danach? Oder wird Corona einfach ein Teil unseres Lebens werden. Als Familie sind wir gewachsen. Als berufstätige Mutter bin ich erschöpft. Mein Mann als berufstätiger Vater übrigens auch. Jetzt kommen noch 7 Wochen Sommerferien bis zur Einschulung auf uns zu. Ohne Großeltern? Wir wissen es nicht. Wie so vieles. Man lebt wieder in kürzeren Zeitspannen. Wir planen nur noch wochenweise. Schauen von Tag zu Tag wie es läuft. Für die Kinder ist Corona schon längst Alltag: In den Kaufladen bin ich gestern nicht rein gekommen. Der Grund: Ich hatte keine Maske auf.

Im Vollzeit-Tunnel verschollen: Muddi ist noch da!

Puh! Ganz schön zugewuchert….und ein bisschen staubig ist es hier auch. Nach vier Monaten kommt ein Lebenszeichen von mir – aus dem Vollzeit-Dschungel. Seit vier Monaten schreibe ich tolle Blogeinträge und super Texte nur noch in meinem Kopf. Es fehlt schlichtweg die Zeit, meine Ideen zu Papier oder vielmehr in den Computer zu bringen. Doch nun hat eine liebe Leserin, mich darauf hingewiesen, dass es da draußen Menschen gibt, die Muddi und ihre Texte vermissen:

„Ich kenn dich nicht, aber deine Texte fehlen mir… und ich mach mir fast ein bisschen Sorgen, was los ist“, schreibt Leserin Marion in einer lieben Mail.

Die Nachricht hat mich gerührt. Und irgendwie auch erstaunt. Es gibt Leser, die auf Nachschub von Muddi warten. Fast feuchte Augen bekam ich, als ich die Mail weiter las:

„Ich finde, du hast ein wirkliches Talent zum Schreiben und Erzählen und außerdem fand ich immer deine Ehrlichkeit so erfrischend und auch beruhigend, dass man mit manchen Problemen und „Sorgen“, Schwierigkeiten nicht alleine ist! Du mimst nie die perfekte Supermuddi und schreibst ehrlich über deine Erfahrungen als Muddi, ohne dabei ständig zu jammern, wie auf manchen anderen Blogs. Danke dafür und ich hoffe, es geht weiter!“.

Wow! Das ist sicherlich das schönsten Kompliment, das ich als Bloggerin jemals bekommen habe. Denn meine Leserin Marion hat mir tatsächlich den Grund gespiegelt, warum ich überhaupt blogge: Ich möchte meine Erfahrungen teilen und zeigen, dass der tägliche Wahnsinn und auch die Verzweifelung, die man manchmal spürt normal sind. Außerdem schreibe ich aus Leidenschaft. Deswegen hat mich die Mail aufgerüttelt: Es war ein Tritt in den Hintern: Hey! Schreib mal wieder was! Lass dich mal wieder blicken! Dafür sage ich Danke!

Ich weiß, dass hier seit einigen Monaten Ebbe herrscht. Aber auch das gehört zu meinem Leben dazu: Ich bin keine perfekte Bloggerin. Manchmal kriege ich es einfach nicht hin. In den vergangenen Monaten hatten mich mein Leben mit Vollzeitjob, Familie und einigen anderen Projekten fest im Griff. Der Spagat zwischen Job und Familie ist schwierig und das Bloggen fällt dabei immer häufiger hinten runter. Denn: Die Zeit, die ich jenseits von Arbeit habe, verbringe ich dann am liebsten mit meiner Tochter. Da möchte ich ungern noch am Computer sitzen oder mit dem Smartphone in der Hand auf dem Spielplatz hocken.

Für mich ist das auch ok, da dieser Blog eben immer nur ein Hobby war. Leider kommen Hobbies manchmal zu kurz  – so wie Sport (hüstel). Was ich aber merke ist, dass ich ständig Texte in meinem Kopf formuliere. Tolle Texte;). Und dann sind sie weg. Ich vermisse das Bloggen. Aber es würde auch nichts bringen, wenn ich nun Besserung gelobe und dann wieder drei Monate nichts schreibe.

Ich möchte damit sagen: Ich bin noch da. Und ich hoffe, dass zwischendurch mal wieder häufiger ein Artikel den Weg aus meinem Kopf auf diese Seite schafft. Und allen Leserinnen und Lesern, die tatsächlich noch ab und zu auf dieser verstaubten Seite vorbeischauen, möchte ich für die Treue danken.

Rock‘ On!

Eure Muddi!

Warum ich Conni nicht doof finde

Es gibt kaum eine Kinderbuchfigur, die so polarisiert wie Conni. Kinder lieben sie. Eltern hassen sie. So zumindest der Tenor des Artikels „Unter diesen Kinderbüchern leiden die Eltern“ in der Süddeutschen Zeitung. Die Autorin meckert über das „Spießerleben“, das Conni führt. Die größte Katastrophe im Dasein von Conni sei ein Fleck Dipsoße auf der Couchdecke vorm Fernseher (ich kann mich allerdings an keinen Dip-Vorfall erinnern und ich kenne fast alle Bücher und Folgen der Serie). Und sie beschwert sich darüber, dass Connis (Hausfrauen-) Mutter in einer Folge den Abwasch macht. Ich lese das und frage mich, ob die Autorin überhaupt schon mal ein Conni-Buch gelesen hat. Denn erstens habe ich die Folge mit der Pizza ein wenig anders in Erinnerung (ich lese sie zurzeit nämlich fast täglich) und zweitens ist Connis Mutter Ärztin. Und auch wenn sie das nicht wäre, weiß ich nicht, warum die SZ-Autorin es überhaupt erwähnenswert findet, dass eine Mutter „nur“ Hausfrau ist. Connis Mutter wird damit als wenig emanzipiert dargestellt. Ehrlich gesagt, finde ich diese Einstellung ziemlich gestrig.

Conni ist eben scheiße, weil ihr Leben zu perfekt ist.

Der Artikel wird munter kommentiert bei Facebook. Eltern zoffen sich. Einige posten Kotz-Smileys. Conni holt anscheinend das schlechteste bei den Kommentatoren raus.  Manche sagen, es sei zu clean und zu perfekt bei Conni. Andere sagen es würden die Rollenklischees aus den frühen 50ern durch Conni vermittelt. Davor müssten Kinder geschützt werden. Ich frage mich beim Lesen der Kommentare, ob ich eine andere Ausgabe der Bücher habe. Connis Mutter ist berufstätig. Der Vater kümmert sich in einem Buch um die Kinder, während sie als Ärztin auf einer Tagung ist. Er kauft ein. Conni spielt Fußball. Ja und sie tanzt auch Ballett. Sie ist mal als Meerjungfrau verkleidet und mal als Piratin. Sie backt Pizza mit ihrem italienischen Freund. Ich weiß nicht, was mich daran aufregen soll.

Ja, es sind sehr simple Alltagsgeschichten und es ist sicherlich kein literarisches Meisterwerk. Es gibt keine Dramen. Niemand stirbt. Keiner muss Hunger leiden oder lebt in einem Krisengebiet. Niemand wird zusammengeschlagen. Conni hat ein schönes Zuhause und eine Familie, die sie liebt. Wäre es besser, wenn sie Einzelkind wäre oder die Eltern sich nach ihrer Geburt getrennt hätten? Die Bücher sind für Kleinkinder. Meine Tochter ist mit drei schon sehr mitgenommen, wenn Conni weint. Ich finde sie darf heile Welt haben. Sie liebt Conni. Ich finde die Bücher nicht sonderlich spannend, aber ist das ein Maßstab, wenn es ihr gefällt? Ich mag Game of Thrones und The walking dead…Und nun? Warum müssen wir uns als Eltern da so reinsteigern?

Conni ist nicht der Teufel

Und: Ja, ich habe über #darkconni gelacht, aber mehr auch nicht. Es ist ein Spaß von Eltern bei Twitter, sich über Conni lustig zu machen. Ich finde es lustig und trotzdem mag ich Conni. Und manchmal singe ich das Titel-Lied inbrünstig mit. Warum? Weil es Spaß macht und meine Tochter sich dann scheckig lacht.

Wenn ich mich übrigens über Kinderbücher aufregen will: Der Struwwelpeter ist für mich der Teufel und wird leider immer noch fleißig verschenkt. Erst kürzlich flatterte ein Exemplar bei uns rum, weil Oma es auf dem Flohmarkt erstanden hatte. Ich habe es versteckt. Meine ältere Schwester ist heute noch traumatisiert von dem armen Jungen, dem der Daumen abgeschnitten wird…da brauchen wir hier echt nicht über Conni reden.

 

 

Die Ruhe nach dem Trotz-Sturm

Meine Tochter ist jetzt drei Jahre alt. Ich habe oft gehört, dass drei das schlimmste Alter sei. Schlimm im Sinne von „Höhepunkt des Trotzalters“. Ich habe auch schon gehört, dass das erste Jahr generell das schlimmste sein soll. Manche behaupten auch, dass Kinder mit zwei den Zenit der Trotz-Hölle erreicht haben. Egal. Ich finde jedes Alter hat etwas mega Schönes und etwas mega Anstrengendes. Außerdem kommen Trotzphasen in Wellen. Zumindest bei uns. Jetzt ist wieder so eine Welle. Und als Mutter komme ich an meine Grenzen. Wieder einmal.

Mini-Mariah freakt aus

Denn ich liebe mein Kind und gleichzeitig könnte ich ausflippen, wenn meine Tochter ausflippt. Und es zerreißt mich, weil ich merke, dass ich dann zu einer Mutter werde, die ich nicht sein möchte. Meine Tochter wandelt sich manchmal innerhalb von Nanosekunden vom zuckersüßen Kuschelmonster zu Chucky der Mörderpuppe. Manchmal glaube ich, eine Mini Mariah Carey vor mir zu haben, die ausfreakt, weil  ihr jemand die M&M’s nicht korrekt nach Farben sortiert in den Backstage-Bereich gestellt hat oder das Evian- Wasser keine Zimmertemperatur hatte.

Erst kürzlich verlebten wir einen harmonischen Vormittag. Mit Spielen, Kuscheln und Tanzen. Es war perfekt. Meine kleine Tochter und ich verbrachten einen wunderschönen Morgen. Dann habe ich einen groben Fehler begangen: Ich habe es gewagt den Klebestreifen ihrer Windel aufzumachen. Das wollte sie nämlich machen. Gesagt hat sie das nicht, aber das spielt an dieser Stelle keine Rolle. Denn plötzlich schrie und wütetet sie. Mit einem hochroten Kopf. „Das wollte ich machen!“, schrie sie. Dann rieß sie sich theatralisch die Kacka-Windel vom Leib und wälzte sich hin und her. Ich habe versucht dagegen zuhalten. Denn: 1. Es war eine Menge Kacka im Spiel und 2. Ich wollte nicht, dass sie vom Wickeltisch fällt oder sich den Kopf stößt. Doch mein Reden und Festhalten brachte sie nur noch mehr in Rage. Es war eine Vollkatastrophe. Sowohl vom Aspekt der Verteilung von Ausscheidungen als auch von der pädagogischen Warte her.

Wrestling mit einem nackten Wüterich. Und Kacka. Ganz viel Kacka.

Zwischendurch habe ich geschrien. Einmal. Ich dachte, dass es von der Eskalationsstufe her passen würde. Aber das tat es nicht. Natürlich nicht. Während des Wutanfalls wedelten vor meinem inneren Auge diverse erhobene Zeigefinger. Ja, ich wusste, dass das gerade eher suboptimal läuft. Meine Mutter würde jetzt sagen: „Also bei mir macht sie das nicht!“ und Katharina Saalfrank würde mir raten aus der Situation raus zugehen. Aber ich bin noch nicht an dem Punkt, an dem ich mein Kind mit nacktem Po auf die stille Treppe schicke. Wir haben auch gar keine richtige Treppe. Egal. Am Ende des Wrestlings guckten meine verheulte Tochter und ich uns mit völlig zerzaustem Haar, roten Gesichtern und verdreckten Armen an. Ohne etwas zu sagen, schauten wir uns einfach nur an. Erschöpft und müde von einem doofen Streit und einem überflüssigen Wutanfall. Wir hielten uns an den Händen. Es war die Ruhe nach dem Sturm. Dieser Moment, wenn alles wieder ruhig ist.

Ich machte sie sauber. Die Windel zogen wir gemeinsam an. Ich sagte, dass sie sich ein wenig ausruhen müsse und setzte sie in ihr Bett. Ich wusch meine Hände und setzte mich dann zu ihr. Sie nahm ihren Plüsch-Hai und ließ ihn in meinen Arm beißen. Ich musste lachen. Wir redeten kurz darüber, was da gerade passiert war. Ich fragte warum sie so sauer gewesen sei und ich berichtete ihr, warum ich so wütend war. Sie streichelte meine Wange. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Weil ich geschrien hatte und weil ich sie festgehalten habe. Ich stellte mir vor, wie all diese tollen Pädagogen und perfekten Mütter die Situation gelöst hätten, ohne dass sie eskaliert wäre. Doch ich habe keine Lösung. Ich kann mein Kind nicht einfach auf einem Wickeltisch liegen lassen. Ich kann sie nicht mit einem schmutzigen Hintern durch die Wohnung laufen lassen. Ich kenne die Gordon-Methode und hab das Buch „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn: Der entspannte Weg durch Trotzphasen“ gelesen. Alles super sinnvoll und viel Gutes dabei. Aber das klappt eben auch nicht immer. Und jetzt? Bad Mom?

Hier würde ich nun gerne ein superschlaues Fazit einbauen, aber es gibt keins. Es gibt Tage, da klappt es und an anderen eben nicht. Wieso? Ich habe schlichtweg keine Ahnung…

Herzensangelegenheit: Wenn das eigene Baby plötzlich herzkrank ist…*Gastbeitrag*

In letzter Zeit muss ich immer häufiger an den Moment denken, der mit der schrecklichste in meinem Leben war. Und deshalb schreibe ich jetzt diesen Text.  Vielleicht hilft es auch anderen, wenn sie das hier lesen, weil unsere Geschichte gut ausgeht. Als unser Sohn Levi acht Wochen alt war, schickte uns die Kinderärztin zum Kardiologen. Es war der erste Besuch beim Kinderarzt überhaupt, alles war neu, aufregend, die Geburt noch so frisch. Sie hatte ein Herzgeräusch gehört. Zu 99 Prozent sei es nichts, beruhigte sie mich. Wir gehörten in diesem Fall leider nicht dazu.

Ich ging allein mit Levi zum Arzt. 99 Prozent sind ganz schön viel. Endlos lange wischte der Kardiologe mit seinem Ultraschallgerät auf dem winzigen Brustkorb herum. Meinem Sohn gefiel das gar nicht. Er weinte, ich konnte ihn nicht beruhigen, wurde zunehmend nervöser. Irgendwann stellte ich die entscheidende Frage: „Ist alles okay?“ Natürlich war es das nicht. Die Antwort klang metallisch und weit, weit weg. Es waberten nur noch zwei Wörter unkontrolliert durch meinen Kopf: Loch und Operation. Mein Mann kam, der Arzt erklärte uns alles. Aber die Wörter waberten immer noch. Ich bekam nichts mit. Das kleine schluchzende Wesen in meinem Arm hatte einen Herzfehler. Einen Ventrikel-Septum-Defekt, sprich, ein Loch zwischen den Herzkammern. Ein VSD ist einer der häufigsten angeborenen Herzfehler, das war die gute Nachricht. Mich beruhigte sie in diesem Moment nicht. Ich rief meine Mutter an, meine beste Freundin. Die wiederum informierten die anderen. Alle weinten. Bei dem Gedanken an die OP verkrampfte sich mein Herz, mein ganzer Körper.

„Ja, doof mit dem Herzfehler, aber hey, wir haben doch so ein Glück“

Vor der Geburt hätte ich einfach stundenlang geheult und wäre dann irgendwann erschöpft eingeschlafen. Das ging jetzt nicht. Es musste weitergehen, Levi durfte nicht merken, dass hier gerade ordentlich etwas schief lief. Er brauchte starke Eltern, einen ganz normalen Alltag.  Wenn das Baby kräftig genug ist, erfolgt so eine Operation nicht direkt nach der Diagnose, sondern etwa mit einem halben Jahr. Für die Chirurgen ist es einfacher, wenn das Herz des Kindes etwas größer ist, für das Kind ist es einfacher, wenn es schon etwas an Gewicht zugelegt hat. Und wir hatten Glück: Levi entwickelte sich normal. Er war zwar ein Leichtgewicht, aber er nahm zu und wuchs. Bei der Größe des Lochs war das keine Selbstverständlichkeit. Das erzählte ich dann auch immer fleißig herum. Ja, doof mit dem Herzfehler, aber hey, wir haben doch so ein Glück. Stimmte auch, aber in mir drin schrie jemand, und dieser jemand war nicht sonderlich feinfühlig. Er brüllte laut und lief dabei polternd durch meinen Körper: „Levi wird operiert, sie schneiden ihm den Brustkorb auf, sie legen sein Herz still – vielleicht für immer.“ Ich mochte diesen jemand nicht sonderlich, aber er hatte doch recht, oder? Bei so einer großen Operation kann ungefähr alles einfach nur schiefgehen. Schließlich sprach ich Tacheles mit jemand. Ich wollte meine Ruhe, ich wollte einfach eine schöne Zeit mit meinem Sohn. Und die machten wir uns auch. Jemand hielt sich meist im Hintergrund, flüsterte nur noch leise seine Parolen.

Termin in der Herzklinik

Etwa alle zwei Wochen mussten wir zum Kardiologen. Das Ergebnis war immer dasselbe: Loch noch da, wird nicht zuwachsen. Ab und an kommt es nämlich vor, dass so ein Defekt nicht relevant ist oder auch wieder verschwindet. Allerdings sind die Löcher in solchen Fällen dann kleiner oder liegen im Muskel-, nicht im Bindegewebe wie bei Levi. Trotzdem war da immer noch dieser Funke Hoffnung in mir, der sich den Platz mit jemand teilte. Ich drängte auf einen Termin in der Herzklinik. Vielleicht war unser Arzt ja auch ein Dilettant. War er aber nicht. Meine Hoffnungen zerschlugen sich von Woche zu Woche mehr, und jemand wurde wieder lauter.Dann wurde der OP-Termin festgelegt, und jemand brüllte wie am Spieß. Die zwei Wochen vor der Operation waren die schlimmsten. Der Kleine schlief in seinem Beistellbettchen direkt neben unserem Bett. Oft lag ich wach und starrte ihn einfach nur an. Manchmal hielt ich es nicht mehr aus, ging auf den Balkon, schaute mir den Sonnenaufgang an, atmete tief durch, manchmal weinte ich. Vielleicht klingt es seltsam, dass ich nur manchmal weinte, aber ich wollte einfach, dass Levi die beste Zeit überhaupt hat und nicht ständig in das verheulte, traurige Gesicht seiner Mama gucken musste.

Schließlich wurde Levi mit fünf Monaten operiert. Die Warterei hatte ein Ende, und jemand würde sich bald von mir verabschieden – hoffentlich für immer. Aber zunächst wurde er lauter denn je. Wir reisten einen Tag vor der Operation an. Levi bekam einen Zugang in den Kopf, die Standarduntersuchungen wie EKG und Ultraschall folgten, er wurde geröntgt, von oben bis unten durchgecheckt. Uns tat alles einfach nur weh. Und dann immer wieder dieser Satz: „Seien Sie froh, dass er noch so klein ist, er wird sich an nichts erinnern.“ Natürlich wusste er nicht, was ihm blühte, aber ganz sicher wusste er, dass er den Zugang in seinem Kopf doof findet, dass lauter fremde Menschen an ihm herumfummeln und wir einfach nur zugucken.  Wir durften in dieser Nacht zu dritt in einem Zimmer schlafen und bei ihm sein. Kurz vorm Schlafengehen alberten wir herum, und er lachte, bis er nach Luft schnappen musste. Der Schmerz in mir drin wurde immer größer. Mein Mann und ich wechselten verzweifelte Blicke.

Morgens wurden wir früh geweckt, Levi bekam ein erstes Medikament, das ihn beruhigte. Ab diesem Zeitpunkt bekam er nichts mehr mit. Wir durften ihn bis zum Fahrstuhl begleiten, dann mussten wir uns verabschieden. Sie schoben sein Bett in den Aufzug, die Türen schlossen sich und wir blieben allein mit jemand auf der Kinderstation zurück. Mein Mann weinte. Es war ein scheußliches Gefühl, das eigene Baby in fremde Hände zu geben und nicht genau zu wissen, ob wir Levi wiedersehen würden.
Eine Schwester war für uns zuständig, sie erklärte und zeigte uns alles, was es zu wissen gab. Die Intensivstation im Souterrain, den Platz, an dem sein Bettchen stehen würde. Wir versuchten, zu frühstücken, sammelten unsere Sachen ein, ich pumpte Milch ab. Wir gingen spazieren, in die Cafeteria, schließlich saßen wir eine Stunde zu früh im Elternzimmer der Intensivstation. Dort gab es eine Kaffeemaschine, eine Milchpumpe, einen Tisch, ein Sofa, einen Fernseher. Die Uhr an der Wand tickte, aber lief sie auch weiter? Es kam mir nicht so vor. Schließlich waren die geplanten sechs Stunden vorbei, aber die Tür blieb geschlossen, und das Telefon klingelte nicht.
Am Tisch saß eine alte Frau, sie weinte. Ihr neugeborener Enkel lag auf der Intensivstation, sie schaffte es nicht hinein. Zu groß war ihre Angst, dass sie den Anblick nicht aushalten könnte. Sie wolle für ihren Sohn da sein, sagte sie. Die Milchpumpe war hinter einem Paravent versteckt. Keine schöne Atmosphäre zum Abpumpen, aber das war nicht wichtig. Nichts war mehr wichtig in diesem Moment.

Gute Nachrichten

Die Tür öffnete sich, nachdem eine weitere Stunde vergangen war. Die Chirurgin zog ihren Mundschutz herunter, machte ein ernstes Gesicht. Ich dachte, das war’s, es ist etwas schief gelaufen. Dann sagte sie: „Es war ein hartes Stück Arbeit, aber wir haben’s hingekriegt. Das Loch war größer als gedacht und lag ungünstig an der Aorta. Wir mussten einen riesigen Patch einnähen.“ Für mich zählte in diesem einen Augenblick nur, dass Levi lebte. Wir würden ihn gleich wiedersehen, sein Bettchen würde an dem uns gezeigten Platz stehen. Die Tränen liefen mir die Wangen hinunter. Eine halbe Stunde später durften wir zu ihm. Levi lag in diesem großen Bett mit den orangefarbenen Gitterstäben. Er sah so verloren aus, so klein. Schläuche, Drähte, weitere Zugänge und ein großer Verband verdeckten seinen nackten Körper. Ich hatte erwartet, spätestens jetzt zusammenzu- brechen oder zumindest irgendwie auszuflippen, aber ich war einfach nur glücklich. Glücklich, dass unser kleiner Sohn dort lag und diese Operation überstanden hatte, dass sein Herz wieder schlug. Sehe ich mir heute, vier Monate später, diese Bilder an, weine ich manchmal. Aber damals war ich einfach nur glücklich.

Levi lag mit drei anderen Babys auf einem Zimmer, hinter ihm waren zwei Monitore aufgebaut und drei Ständer mit Spritzenpumpen sorgten ständig dafür, dass 17 Medikamente seinen Kreislauf stabil hielten. Es piepte immer irgendwo. Herzschlag zu schnell oder zu langsam, Temperatur zu hoch oder zu niedrig, Atmung selbstständig oder nicht. In den ersten 24 Stunden lag Levi noch im künstlichen Koma. Er wurde beatmet, Herz und Lunge sollten sich an ihre normale Funktion gewöhnen. Ständig liefen andere Eltern an unserem Zimmer vorbei. Auch die Eltern des Babys, dessen Oma den ganzen Tag im Elternzimmer saß und betete. Kurze starre Blicke wurden ausgetauscht. Es stand nicht gut um ihr Kind.

Der alte fröhliche Levi

Auf der Intensivstation gibt es Besuchszeiten. Wir blieben, solange wir durften, hielten jeder eine Hand, sangen und lasen Levi etwas vor, dann fuhren wir nach Hause. Im Hausflur fehlte der Kinderwagen, die Wohnung wirkte seltsam fremd. Wir riefen noch zweimal nachts an, um zu fragen, ob alles in Ordnung sei. So ging es die nächsten sechs Tage. Levi wurde wach, es wurden jeden Tag weniger Schläuche, weniger Zugänge. Irgendwann durften wir ihn selbst füttern, wickeln, endlich wieder halten, endlich wieder im Arm spüren. Dann schenkte er uns das erste Lächeln nach Tagen. Er wurde langsam der alte fröhliche Levi.  So ergeht es dort nicht jedem. Im Elternzimmer sprach mich eine junge Mutter an. Sie sprach kaum Deutsch, kein Englisch. Zusammen mit ihrem Mann war sie aus Afghanistan nach Deutschland geflohen. Ihre Tochter kam hier zur Welt – zum Glück. Sie verstand nicht, was mit ihrem Baby los war, die Kleine lag zusammen mit Levi auf dem Zimmer. Beide hatten einen VSD ähnlicher Größe, Levi war wach, ihre Kleine nicht. Aber VSD ist nicht gleich VSD, viele Faktoren spielen eine Rolle, wie lange ein Kind braucht, um sich zu erholen. Ich versuchte ihr das zu erklären, sie war so verzweifelt, so traurig. Ich bin nicht sicher, ob sie mich verstanden hatte. Wir gaben einer Ärztin einen Hinweis, und sie machte dem Paar neuen Mut. Als wir Levi zum ersten Mal in einen Kinderwagen des Krankenhauses legten und mit ihm das Zimmer verließen, um einmal über den Flur zu fahren, schauten die Eltern der Kleinen zu uns hinüber, sie lächelten verhalten.  Wer schon einmal auf einer Intensivstation war, kann die Stimmung vielleicht nachvollziehen. Dort geht es um Leben und Tod, ein Ort, an dem niemand sein möchte, aber noch weniger möchte man, dass sein eigenes Kind dort sein muss. Viele der kleinen Patienten dürfen nicht nach wenigen Tagen wieder nach Hause wie Levi, einige wenige verlassen die Intensivstation nie wieder.

Der Enkel der Frau hat nicht überlebt. Das weiß ich, weil ich gerade Milch abpumpte, als die Nachricht das Elternzimmer flutete. Nach kurzer Zeit trafen immer weitere Familienmitglieder ein. Sie alle gingen nacheinander auf die Station, um Abschied zu nehmen, um gemeinsam zu weinen. Mir wurde übel. Wir hatten Glück, diese Familie nicht. Und darum geht es doch letztlich im Leben: Glück. Nach sechs Tagen kam Levi auf die Kinderstation und nach weiteren vier Tagen durften wir das Krankenhaus verlassen. Auf dem Weg zum Auto trafen wir das Paar aus Afghanistan wieder. Ihrer Kleinen ging es besser, beide lächelten, sie waren zuversichtlich, dankbar.

„Eine ganze Gemeinde hat für uns gebetet“

Die lange Narbe auf Levis Brust verblasst langsam. Meine Erinnerungen nicht. Wie auch, jedes klitzekleine und große Ereignis in seinem Leben ist sauber abgelegt. Die meisten sind in der Schublade mit den schönen Dingen, der Herzfehler ist eben in der mit den weniger schönen – zusammen mit so banalen Dingen wie Blähungen oder dem ersten Schnupfen. Da ich diese Geschichte anonym schreibe, bringt es eigentlich wenig, wenn ich mich noch einmal bei unseren Familien, Freunden, den Ärzten und dem Krankenhauspersonal bedanke, aber vielleicht erkennt uns ja der eine oder andere. Ich war überwältigt von der Anteilnahme und bin sehr, sehr dankbar dafür, dass wir das alles nicht alleine schaffen mussten. Es ist einfach schön, zu wissen, dass so viele Menschen an uns gedacht, so viele Kerzen für Levi gebrannt haben. Ich bin nicht sonderlich religiös, aber sogar eine ganze Gemeinde hat für uns gebetet. Es musste einfach gut gehen, es gab auch keine andere Option. Und es ist einfach Wahnsinn, was die Ärzte, Schwestern und Pfleger im Krankenhaus leisten. Ich weiß nicht, wie oft wir dieselben Fragen gestellt haben – und Fragen hatten wir viele. Immer bekamen wir eine nette ausführliche Antwort. Wenn wir nachts anriefen, um uns nach Levi zu erkundigen, waren alle voller Verständnis und erzählten uns oft, was für ein freundlicher kleiner Bursche er sei.

Wir müssen jetzt noch regelmäßig zum Kardiologen, aber Levi geht es gut, sein Herz schlägt normal, der Patch ist weitestgehend dicht. Er braucht keine Medikamente und wird voraussichtlich ein ganz normales Leben führen. Jemand ist verschwunden und belästigt mich schon lange nicht mehr. Der Alltag ist da und ich liebe ihn. Ich koche seine Flaschen und Schnuller ab, während Levi neben mir den Fußboden ableckt. Mir wird das Herz schwer, wenn er wegen eines Schnupfens nachts nicht schlafen kann. Ich frage mich, wie es wird, wenn ich bald wieder arbeiten gehen muss und mein Mann dann hier die Zeit mit ihm genießen darf. Jeden Morgen habe ich den Kleinen im Arm, er lächelt mich an und ich werde von der wahnsinnigen Liebe zu ihm überrollt. Und da ist es dann wieder, das alles entscheidende im Leben: pures Glück.

Wenn einer von Euch mehr erfahren möchte, weil er vielleicht in einer ähnlichen Situation steckt, schreibt Muddi. Sie kann Euch unsere Kontaktdaten geben. Wir helfen gerne weiter, wenn wir können und teilen unsere Erfahrungen mit euch.

 

*Dieser Gastbeitrag kommt von einer lieben Freundin, die mit ihrer Geschichte anderen Eltern helfen möchte, aber lieber anonym bleibt . 

Foto: http://www.unsplash.com/@ileanaskakun

Vollzeit? Vereinbarkeit? Wie machst du das bloß?

Diese Frage verfolgt mich seit rund vier Monaten. Sie ist nicht böse gemeint, aber sie macht mich manchmal böse. Denn mein Mann hat diese Frage noch nie gehört. Eher die Variante: „Und wie macht deine Frau das?“ Und ich denke jedes Mal: Wieso ich? Wieso muss ausschließlich ich irgendwas machen, damit das funktioniert? Ja, seit vier Monaten arbeiten wir beide wieder in Vollzeit. Schneller als erwartet und irgendwie wurde ich ein bisschen überrumpelt. Aber so ist das Leben manchmal. Da kommt eine einmalige Chance daher und man muss sie ergreifen oder eben nicht. Ich habe sie ergriffen. Natürlich nicht, ohne den Familienrat vorher zu befragen. Mein Mann war sogar noch mehr dafür als ich. Vielleicht weil er mich sehr gut kennt und weiß, dass er mein Gejammer über eine verpasste Chance die nächsten zehn Jahre nicht hätte ertragen können. 

„Das ist aber heftig!“

Doch so richtig konnte ich mich anfangs über meine Beförderung gar nicht freuen, denn vom Personalchef über Kollegen bis hin zu Bekannten hörte ich nicht „Glückwunsch“, sondern ungläubiges „Und wie machst du das dann?“ oder „Krass!“ oder „Das ist aber heftig!“. 

Mir war dabei nur eines wichtig: Meine Tochter soll darunter nicht leiden und uns beide nicht weniger sehen. Das klappt, weil mein Mann im Schichtdienst arbeitet und sehr häufig schon mittags wieder daheim ist. Da klappt auch, weil ich Homeoffice mit flexiblen Arbeitszeiten kombinieren kann. Das klappt, weil ich die ersten Mails verschicke, wenn mein Kind morgens noch schläft. Aber es klappt nur, weil wir beide ganz viel dazu beitragen und zwar 50/50. Und deswegen macht mich diese Frage „Und wie machst du das?“ so mürbe. Denn mein Mann tut dafür genauso viel wie ich. Manchmal glaube ich, dass er sogar noch mehr macht, aber das sage ich ihm lieber nicht.

„Ich könnte das nicht!“

Und ja: Es ist anstrengend. Sehr sehr anstrengend. Aber für uns beide. Dennoch würde nie jemand auf die Idee kommen, meinen Mann zu fragen, wie er das denn so hinkriegt mit seiner Vollzeitstelle. Keiner fragt, ob er sein Kind tagsüber nicht vermisst. Doch das tut er. Genau wie ich. Seine Kollegen sagen nicht: „Ich könnte das ja nicht!“.

Ich muss ganz ehrlich sagen: An manchen Tagen kann ich es auch nicht. Und mein Mann genauso wenig. Wenn wir eine doofe Nacht hatten mit wenig Schlaf. Wenn wir alle abwechselt über Wochen krank sind. Wenn wir einfach nur unendlich müde sind. Wenn ich im Büro sitze und er mir ein Bild von meiner lachenden Tochter im Schnee vor den Pinguinen im Zoo schickt. Dann frage ich mich selbst „Wie machst du das bloß?“. Aber ich darf mich das fragen. Und ich glaube, diese Momente haben alle Eltern. 

 

Auf ein Neues! 

Nun stecken alle Hoffnungen in 2017! Dieses 2016 hatte einen schlechten Ruf. Wie auch immer 2016 für dich persönlich war…ich wünsche allen einen guten Start ins neue Jahr! Mögen Träume wahr werden und Wünsche in Erfüllung gehen.  

Let’s do it again! Auf ein Neues! 

Eure Muddi 

Daddy allein zu Haus: Wenn Papa es einfach nicht hinkriegt…

Ich habe gestern einen Blogbeitrag* gelesen, der mich traurig gemacht hat. Da fragt eine Mutter um Rat. Seit Monaten habe sie sich auf eine kleine Auszeit vom Kind gefreut. Alles vorbereitet. Hotel gebucht. Ein paar Tage wollte sie allein zu einer Messe fahren. Freunde besuchen. Der Partner habe auch schon Urlaub eingereicht. Alles geritzt. Ein paar Tage vor dem besagten Kurztrip habe der Vater allerdings bedenken geäußert, sich alleine um sein Kind zu kümmern. Man muss dazu sagen, dass das Kind fast zwei Jahre alt ist und tagsüber von einer Tagesmutter betreut wird. Es geht also nur um Nachmittage und den Abend. Und: Die Mutter hat ihm alles vorbereitet: Eingekauft, Kleidung fürs Kind rausgelegt, Wäsche gemacht, diverse Listen geschrieben etc. Nun fragt sich die Mutter, ob sie ihren Trip absagen soll.

Ich lese das also und in meinem Kopf schreit eine Stimme ganz energisch: WTF!! Ganz davon abgesehen, dass ich es ein wenig merkwürdig finde, dass man dem eigenen Partner und Vater des Kindes „alles vorbereiten muss“, um den Alltag mit dem eigenen Kind im eigenen Heim bestreiten zu können, denke ich: Alter! Ernsthaft?

Und ich weiß nicht mal, welche Tatsache ich schlimmer finde: Dass der Vater, seiner Partnerin nicht mal ein paar tage Auszeit gönnt, obwohl er schon Urlaub eingereicht hat oder dass er anscheinend nicht in der Lage ist, auf sein fast zwei Jahre altes Kind aufzupassen. Mir tut die Mutter auch einfach Leid. In meiner Empörung lese ich die Kommentare unter dem Artikel und die wiederum machen mich sprachlos: Denn niemand findet es merkwürdig, dass ein Vater da solche Bedenken hat. Ich meine: Es geht hier nicht um einen Säugling. Zwar sagen alle Kommentatoren, dass sie fahren soll, aber niemand fragt: Warum kann ein Vater anscheinend nicht alleine auf sein Kind aufpassen?

Nun bin ich verunsichert. Denn was bedeutet es, dass so viele Mütter es offensichtlich nicht außergewöhnlich finden, dass Väter das nicht „hinkriegen“. Ist es tatsächlich immer noch eher eine Ausnahmeerscheinung, dass Väter involviert sind? Ist es exotisch, dass auch die Papas sich ganz freiwillig und gerne kümmern und eine gleichberechtigte Rolle in der Kindererziehung spielen? Müssen in den meisten Familien tatsächlich noch Frauen ihren Partnern ellenlange Listen mit Instruktionen schreiben und Essen vorkochen, damit die Familie zwei Tage ohne sie überlebt? Wechseln gar nicht die meisten Väter auch Windeln und bringen ihre Kinder ins Bett? Ich bin anscheinend naiv. Und irgendwie auch sauer. Ganz generell. Auf Väter, die sich so aus der Affaire ziehen, aber auch auf Mütter, die ihren Partnern vielleicht gar nicht den Raum lassen, sich gleichwertig einzubringen bei den Kindern. Vielleicht wollen manche Mütter auch lieber Listen schreiben und unabkömmlich sein. Und vielleicht wollen viele Männer auch einfach keine Zeit mit ihrem Kind alleine verbringen. Das mag alles sein. Aber wie Selbstverständlich das anscheinend akzeptiert ist, das schockiert mich. Ich dachte schlichtweg wir wären schon weiter.

Eure Meinung zu diesem Thema interessiert mich! Wie sieht das bei Euch aus? Wäre ein Kurztrip für Muddi ein Problem? Bringen sich Eure Partner/innen gleichwertig ein? Feuer frei! Ich diskutiere gerne mit! 

 

*Den Artikel möchte ich hier gar nicht verlinken, weil ich niemanden bloßstellen möchte. Denn um den konkreten Fall geht es mir gar nicht. Vielmehr steht dieser Text stellvertretend für ein Phänomen, dass anscheinend nicht so selten ist, wie ich geglaubt hatte. 

Das erste Fotoalbum nach 2,5 Jahren – Muddi beichtet und testet! #sendmoments #Werbung

Da liegt es seit mehr als zwei Jahren unberührt im Regal und hat schon Staub angesetzt: Ein Fotoalbum mit der Aufschrift „Mein erstes Album“. Doch es gibt ein Problem an der Sache, denn es ist leer. Ein Fotoalbum ohne Fotos. Wie ein Mahnmal meines schlechten Gewissens liegt es da im Regal. Schaut mich an, wenn ich vorbeigehe. Prangert mich an. Flüstert: Was für eine Mutter hat nach 2,5 Jahren noch kein Fotoalbum von ihrem Kind gemacht? Ich bin diese Mutter. Und an manchen Nächten liege ich wach und denke an das leere Album und die 10.000 Fotos auf meinem Handy, die 4.000 Bilder auf der externen Festplatte und die 2.000 Fotos auf der Speicherkarte in der Spiegelreflexkamera. Allein der Gedanke an das Sichten, Auswählen, Hochladen und Ausdrucken dieser Bilder treibt mir Schweißperlen auf die Stirn. Welche Muddi hat dafür Zeit? Wer schafft so etwas? Warum schaffe ich es nicht?

Die schlechte Nachricht: Dieses schöne Vintage-Album, in das man seine Bilder noch selbst einkleben muss, wird leer bleiben. Ich gebe auf.

Die gute Nachricht: Ich habe einen anderen Weg gefunden. Eine Anfrage von www.sendmoments.de hat mir den Anstoß gegeben, den ich so dringend gebraucht habe. In einer netten Mail wurde ich gefragt, ob ich nicht mal eines der Produkte auf der Webseite testen möchte. Ich schaute gleich nach: Dort gibt es schöne Karten für jeden Anlass von Geburt über Taufe bis hin zu Kindergeburtstag, Kommunion, Geburtstag und Hochzeit. Doch da hatte ich gerade keinen Bedarf.

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Karten, Kalender, Einladungen, Fotobücher und vieles mehr…
Doch dann sah ich etwas: Fotobücher! Klar, davon gibt es viele Anbieter im Netz. Aber: Mich lockte das Versprechen, dass es einfach sei und ich keine Software runterladen muss. Außerdem konnte man sehr einfach online – auch auf mobilen Geräten – daran arbeiten, das Album speichern und an einem anderen Tag einfach weitermachen. Allerdings nicht länger als 30 Tage. Perfekt für mich: Online und auch mobil daran arbeiten, wenn man Zeit hat, abspeichern und dann der freundliche Reminder, dass man es nicht ewig vor sich herschieben kann. Ich fing sofort an. Die Bilderauswahl machte mich schon etwas mürbe. Ich entschied mich dazu, Ordner anzulegen und nach Ereignissen zu gliedern: Erster Geburtstag, Taufe, Weihnachten, Familie, Freunde, Kita etc. Durch das System ging das Ordnen schneller. So habe ich dann auch das Fotobuch gegliedert und die Bilder direkt aus den Ordnern ausgewählt und hochgeladen. Und wenn ich keine Lust oder Zeit mehr hatte, hab ich abgespeichert und am nächsten Tag weitergemacht. Das ist recht praktisch.

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Verschiedene Ausführungen und Designs…
Ich habe mich für das Album Neutral 2 im Querformat entschieden. Die Bedienung des Online-Tools ist kinderleicht und die Layout-Auswahl ist groß, ohne einen zu erschlagen. Vor allem die Panoramaseiten mit den großflächigen Bildern haben es mir angetan. Ich kam gut voran und merke, dass eine Last von meinen Schulter fällt. Ja, diesmal werde ich es schaffen, dieses Album fertig zu kriegen. Und wenn ich wieder einmal ein paar Tage nicht daran gearbeitet hatte, kam eine Erinnerungsmail.

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…die Auswahl ist groß, aber nicht zu groß.
 

 Durch wenige Vorgaben kann man sehr individuell und trotzdem einfach gestalten. Bei anderen Anbietern hatte ich das Problem, dass mich die Auswahl einfach erschlägt und ich einfach nur eine schöne Vorlage wollte, die hochwertig aussieht.

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Tolle Layout-Vorschläge und schöne Schriftarten. 
Ich mag weniger Fotos auf einzelnen Seiten lieber, als wenn alles so zugepackt ist. Ich habe immer wieder einfach nur ein Bild auf eine Panoramaseite gestellt. So wirken Bilder manchmal ganz anders. Und: Man wird gezwungen noch mehr zu sortieren und wirklich nur die schönsten Bilder zu nehmen. Zwischendurch habe ich Seiten komplett in schwarz-weiß gestaltet.

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Bilder können auch im Tool noch bearbeitet werden…
 

Fazit: Wenn man erstmal angefangen hat und sich einmal die Mühe des Sortierens gemacht hat, dann macht es sogar Spaß. Es ist einfach toll, mit den Layouts zu spielen und Schnappschüsse auch mal ganz anders in Szene zu setzen. Das ist mit dem Tool von sendmoments einfach gut gemacht. Es ist super leicht, sehr künstlerisch zu arbeiten – auch wenn man sonst wenig Ahnung von Layout und Komposition von Bildern hat. Die Vorlagen sind einfach super schön. Man braucht allerdings eine sehr gute Internetverbindung, sonst kann es schon mal ein bisschen dauern, denn die Bilder werden direkt vollständig hochgeladen und nicht erst zum Schluss der Bearbeitung. Dafür hat mein hinterher keine Ladezeiten, sondern ist mit dem letzten Foto auch sofort fertig. Der Versand dauert 5-7 Tage. Dafür ist das Ergebnis sehr schön.

Besonders die Vorlagen für die Alben und die Einladungskarten haben mir sehr gut gefallen. Ich habe mein Hochzeitsalbum damals selbst gemacht bei einem anderen Anbieter und ärgere mich jetzt ein bisschen, weil die Vorlagen von sendmoments ein bisschen netter und professioneller aussehen.

 Preis-Leistung: Das Hardcover-Fotobuch, das ich mir ausgesucht habe, fängt bei 34,95 Euro an und umfasst 28 Seiten. Um die ersten zwei Lebensjahre meiner Tochter in einem Album abzubilden, brauchte ich allerdings viel mehr Seiten. In meinem Fall habe ich 76!! Seiten gestaltet. Das kostet dann 70,95 Euro. Der Vergleich mit anderen Anbietern zeigt, dass die Preise überall ähnlich liegen. Da ich aber nun in meinem Leben schon mehrere Alben (Hochzeit und Urlaub) gemacht habe, kann ich sagen, dass ich den Service von sendmoments durchaus empfehlen kann. Vor allem, wenn man besondere Vorlagen und Designs für die wichtigsten Ereignisse im Leben sucht.

Inspirationen kann man sich übrigens auch auf der Instagram-Seite holen.

 

Anmerkung: Ich schreibe sehr selten über Produkte auf meinem Blog, da ich meine Beiträge sehr sorgsam verfasse, frei gestalte und keine Vorgaben von außen akzeptiere. Da ich in diesem Fall frei testen durfte, habe ich diesen Beitrag in Kooperation mit sendmoments verfasst. Die Firma hatte dabei keinen Einfluss auf den Inhalt und meine Meinung ist davon ebenfalls unberührt geblieben.   

Fotos: Screenshots http://www.sendmoments.de